Über den Inhalt des Buches
"Psychologie im Internet" - der Titel dieses Buches ist bewußt mehrdeutig. Einerseits umfaßt er die "Psychologie des Internets", also die psychologischen Aspekte dieses neuen Mediums. Andererseits nutzen zunehmend Psychologen wie auch psychologisch Interessierte das Internet, womit gemeint ist: "Psychologie und Psychologen im Internet". Diese beiden Aspekte stehen in Zentrum dieses Buches. In insgesamt vier Teilen wollen wir Sie, liebe Leserin und lieber Leser, mit den Inhalten, die hinter beiden Interpretationsvarianten unseres Titels stecken, vertraut machen. Hier beginnen wir mit einer Vorschau auf die einzelnen Teilkapitel.
Teil 1: Grundsätzliches und Grundlagen
Unser Buch richtet sich an alle, die sich für Psychologie interessieren und als User (oder Userin) das Internet nutzen, nutzen wollen oder sich erst einmal über dieses neue Medium informieren wollen. Wir wollten für diese Zielgruppe kein wissenschaftliches und erst recht kein technisches Buch schreiben. Die einzelnen Kapitel bauen nicht direkt aufeinander auf, Sie können sich daher einfach in jene Kapitel einlesen, die Ihr Interesse wecken. Trotzdem empfehlen wir Ihnen, zumindest den ersten, einführenden Beitrag "Die Grundlagen" zu Beginn zu lesen. In ihm werden Ihnen die wichtigsten Begriffe, Dienste und Techniken - wie wir hoffen - verständlich gemacht. Der zweite Beitrag "Das Internet: gestern und heute" widmet sich der rasanten und unerwarteten Entwicklung des Internets von einem kleinen, militärischen Forschungsnetz zu der wohl bedeutendsten technischen Entwicklung zumindest der letzten Jahre, die zunehmend alle Aspekte unserer Gesellschaft tangiert.
Wir verweisen im ganzen Buch immer wieder auf interessante und vertiefende Internet-Quellen. Trotzdem benötigen Sie natürlich keinen Internet-Zugang. Wir würden uns aber freuen, wenn Sie zumindest nach der Lektüre dieses Buches einen solchen haben möchten. Kapitel 3 "Ich will Netz!" gibt Ihnen Tips für den Einstieg ins weltweite Netz. Zudem wird dort kurz die Erstellung eigener Internetseiten angesprochen.
Wenn Sie schon etwas Erfahrung mit dem Internet, speziell dem WWW, haben, wissen Sie bestimmt, wie schwer es ist, dort das zu finden, was Sie wirklich suchen. Kapitel 4 "Lost in Cyberspace" und Kapitel 5 "Herrscher über die Datenflut: Datenbanken für Psychologen" zeigen Ihnen, wie und wo Sie erfolgreich suchen und finden. Kapitel 5 führt dazu fast 80 Datenbanken auf: allgemeine (Bahnfahrplan, Telefonauskunft u.ä.) und spezielle Datenbanken für psychologisch Interessierte.
Kapitel 6 "Internet im kleinen: Intranet und Extranet" beschäftigt sich mit den "kleinen Brüern" des Internets, die zunehmend die Kommunikation in großen und kleinen Unternehmen bestimmen und unsere Arbeitswelt verändern, man denke nur an das Stichwort "Telearbeit".
Teil 2: Psychologische Aspekte des Internets
In den ersten sechs Kapitel haben Sie eine grundsätzliche Einführung in den Themenbereich "Internet" erhalten, in denen psychologische Inhalte nur gelegentlich aufgezeigt wurden. Die nächsten Kapitel befassen sich mit speziellen psychologischen Aspekten des Internets. So geht Kapitel 7 der Frage nach, welche Rolle Emotionen in der vermeintlich kalten und technischen Welt des Internets spielen. Der Titel "Im Netz der Emotionen" verrät schon, daß der Ausdruck und Austausch von Emotionen auch in der größtenteils rein schriftlichen Kommunikation sehr wichtig ist und für den Neueinsteiger oft unerwartete Formen annimmt. Kapitel 8 "Leben in virtuellen Welten" und Kapitel 9 "Chatten wie wild - das IRC" beschreiben zwei Kommunikationsforen im Internet (MUD und IRC), in denen User mit fiktiven Persönlichkeiten in "virtuellen Lebenswelten" über mehr oder weniger ernsthafte Themen kommunizieren oder einfach "nur" spielen: eine Möglichkeit, sich frei von äußerlichen "Hemmnissen" (Geschlecht, Aussehen, Behinderung usw.) auszuleben. Eine entspannende Spielwiese oder ein Treffpunkt von realitätsfernen "Loosern" der Gesellschaft?
Gerade in den genannten Foren ist es nicht unüblich, täglich mehrere Stunden zu verbringen. "Macht das Internet süchtig?" fragt dann auch Kapitel 10.
Wie im "richtigen" Leben spielt auch im Internet Sexualität eine große Rolle. In den öffentlichen Medien wird das Internet oft als ein Tummelplatz vom Pädophilen und anderen "Perversen" beschrieben. Kapitel 11 befaßt sich mit dieser Internet-Sex-Disskusion und beleuchtet drei Facetten der "Sexualität im Internet": a) Informationen und Austausch über Sexualität im Internet, b) erotische und pornographische Darstellungen im Netz und c) "Netsex", sexuelle Interaktionen und Beziehungen im und über das Internet.
Die "Gestaltung attraktiver WWW-Angebote" (Kapitel 12) setzt mehr voraus, als einen Internetzugang und ein Programm zur Entwicklung von WWW-Seiten. Es müssen auch unser Wissen über die Struktur der menschlichen Informationsverarbeitung und medienpsychologische Erkenntnisse berücksichtigt werden.
Teil 3: Psychologie und Psychologen im Internet
Das Internet ist nicht nur Forschungsobjekt für Psychologen, sondern auch neues Arbeitsfeld, Kommunikationsmedium und Datenquelle für Psychologen, an Psychologie Interessierten und auch Hilfesuchenden. Wie wäre es z.B. mit einer Online-Psychotherapie? "Wie bitte? Psychotherapie im Netz?" fragt Kapitel 13 und beschreibt die bestehenden Angebote für Klienten und Therapeuten. Weitere "Chancen ür Psychotherapeuten im Internet" diskutiert Kapitel 14 und geht dabei natürlich auch auf die Gefahren ein.
Schier unermeßlich sind die Informationensquellen im Internet zur klinischen Psychologie. "Rat und Hilfe im Netz" (Kapitel 15) finden dabei sowohl Hilfesuchende, die sich selbständig informieren oder mit ihresgleichen austauschen wollen, als auch professionelle Psychotherapeuten, die sich über aktuelle Forschungsergebnisse informieren wollen.
Die Möglichkeiten des Internets werden zunehmend auch von den nationalen und internationalen psychologischen Fachgesellschaften erkannt. In Kapitel 16 "Psychologische Fachgesellschaften öffnen ihre Tür" wird über deren Internetangebot berichtet.
Das neue Medium Internet verändert auch die (psychologische) Forschung in vielen Bereichen grundsätzlich. In Kapitel 17 "Let‰s test!" werden neue psychologische Datenerhebungen über das Netz beschrieben. Kapitel 18 wagt gar einen Blick auf die "Forschung in der Zukunft" und beschreibt den Tagesablauf einer fiktiven forschenden Psychologin zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Dabei werden die Möglichkeiten des Internets für die Datensammlung, Publikation und Kommunikation zwischen Forschern verdeutlicht.
Damit das Internet tatsächlich die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen (z.B. eine zunehmende Demokratisierung) haben kann, die viele sich von ihm versprechen, ist es wichtig, daß die potentiellen Nutzer - wir, die Bürgerinnen und Bürger - an die neuen Medien herangeführt werden und den selbständigen und kritischen Umgang mit diesen erlernen. Bücher wie dieses mögen dazu einen kleinen Beitrag liefern, aber sie können professionelle Maßnahmen und Schulungen nicht ersetzen. Es tut sich "ein neues Berufsfeld für Psychologen" auf: "Vermittler von Medienkompetenz" (Kapitel 19).
Teil 4: Studium und Internet
Erhebliche Möglichkeiten bietet das Internet im Bereich des Studiums. Da wir unter unseren Lesern und Leserinnen auch viele Psychologie-Studierende und Studieninteressierte vermuten, widmen wir diesem Thema einen eigenen Abschnitt. Kapitel 20 "Studiosus online - Was bringen die Unis ins Netz?" berichtet von den Angeboten deutschsprachiger Universitäten im Bereich Psychologie und bei den Bibliotheken.
Im Internet wird Information nicht mehr linear, in Buchform, dargeboten, sondern vernetzt. Kapitel 21 beschreibt die Möglichkeiten und Probleme des "Lernens im Netz", die sich hinter den Begriffen "Hypertext und Hyperlernen" verbergen. Kapitel 22 beschäftigt sich mit dem "Psychologie-Studium in der Zukunft", jedoch nicht ohne zuerst die Probleme des heutigen Studiums darzustellen und darauf aufbauend die Verbesserungsmöglichkeiten moderner Technologien zu beschreiben.